«The magic happens
outside of your comfort zone» Barbara Jäggi

Eurynome

Februar 6th, 2021





Als Eurynome erwachte und sich erhob aus wirbelndem und kochenden Chaos, fand sie nur im Tanz Ausdruck für die reine Freude. Eine wilde Heiterkeit und eine Explosion von Energie, die sie fühlte. Es heisst, sie entsprang nackt aus dem Urchaos und fand nichts worauf sie ihre Füsse setzen konnte. Und so trennte sie den Himmel von den Wassern und tanzte ihre überschwängliche Fülle, das Schweben auf dem Meer hingerissener Begeisterung – verloren und getragen von der Intensität der Ekstase.
Eurynome ist die Göttin aller sinnlichen Vergnügen. Sie ist Glückseligkeit, die dein ganzes Wesen erfasst. Mit geballter Kraft ruht sie mitten im Meer des Kollektivs, das zurzeit in Angst ist. Wenn die Menschen mit all ihren Maskierungen der Angst verdeckt umherwandeln, ruht sie mitten darin in leuchtender Kraft der Freude. Dann beginnt sie den Tanz der Ekstase zu tanzen. Sie tanzt ihn für die Menschen, damit sie sich wieder an die Freude und die Glückseligkeit erinnern. Eurynome bricht aus dem Meer des alten Kollektivs auf, mit schäumendem Getöse durch die Oberfläche hindurch. Dann tanzt sie auf den Wellen der Ekstase.
Und wenn du dich mit ihr verbündest, durchbricht sie mit einer ungeheuren Lust dein bekanntes Land, das dich jenseits deiner fassbaren Gefühle befindet. Es pure Freude, die deinen Traumkörper weitet und die alten Grenzen sprengt. Immer dann, wenn dir dein Hautkleid zu eng wird und du das Gefühl hast, aus der Haut fahren zu müssen, will sich etwas in dir einen grösseren Raum schaffen.
Wenn deine Gedanken zu klein werden, verbindet dich Eurynome mit dem leuchtenden Meer des Kosmos.
Deine Zellen tanzen mit.
Du bist Urlust aus deinem tiefsten Sein und gleichzeitig transzendente Kraft, die aus dem Kosmos entspringt.
 
Die Ekstase ist eine der kraftvollsten Erfahrungen, die in vielen schamanischen Kulturen zelebriert werden, um über dich hinauszuwachsen. Um das Alltags-Ich zu übersteigen und die Limitierungen hinter sich zu lassen. Die Ekstase entspringt direkt aus dem Chaos und der Urschöpferkraft.
Das immense Potenzial das darin verborgen liegt, hat unsere christliche Kultur über die Jahrhunderte beschnitten. Alles was unter der Gürtellinie lag, wurde in moralische Gesetze verpackt, um die Lust und auch die sexuelle Lust zu kontrollieren. Für die Frauen ein Jahrhunderte langes Tabu, sich der eigenen sexuellen Lust hinzuwenden. Sie diente der Fortpflanzung.
Der Karneval oder die Fasnacht wurde so als Ventil unserer Lust benutzt.
In der Kathedrale von Lausanne gibt es ein grosses Rosettenfenster, das den Jahreskreislauf darstellt in farbigem Glas eingelegt. Im Februar, am Ende des Winters und der natürlichen Entbehrung der Fülle, ist ein Mann abgebildet, der seinen Kopf unter dem Arm trägt. Es ist die Narrenzeit damit gemeint. Der Kopf wird abgelegt und alles andere darf sprechen.
Viel Alkohol floss und fliesst in diesem Zeitfenster, damit die Dämme der Kontrolle brechen, die uns sonst im Alltag oder in harten Zeiten dominieren. In der Fasnacht werden die Regeln bewusst gebrochen. Selbst die Regeln der sonstigen sexuellen Lust. In dieser Zeit wurden unter anderem oft Kinder gezeugt, die nicht dem eigenen Nest entsprangen.
Diese Tradition löst sich zwar immer mehr auf, weil wir nach und nach die alten Traditionen hinter uns gelassen haben, auf der Suche nach dem Aufbrechen starrer Strukturen, die ihren Anfang in den 60-er Jahre gefunden hat. Wir haben nach und nach eine Kultur von Vergnügungen kreiert, die jederzeit die Lust befriedigen will. In schäumenden Parties suchen wir die Entgrenzung.
Doch darunter liegt immer noch eine unbefriedigte tiefere Sehnsucht brach.
Wir suchen nach weiteren Ersatzmitteln, weil wir uns nach diesem Zustand der Entgrenzung sehnen.
Doch mit dem Tanz der Eurynome brauchen wir keine Zusatzstoffe, die uns in diese erweiterte Erfahrung bringen. In einen unendlichen Flow, wo dieser Moment der totalen Freude zur Ewigkeit heranschwillt und dich erfahren lässt, dass diese Schwingung, die sich in dir ausweitet in einen Zustand deiner Essenz führt. Aus dieser Essenz heraus hast du unendlich viele Möglichkeiten.
Gerade in diesen beschränkenden Zeiten der vielen Massnahmen, die die Menschen zu sich selber zurückwerfen, können wir wieder zu unserem ursprünglichen Sinn der Lust zurückfinden. Den Tanz der Eurynome kannst du zu Hause bei dir tanzen oder in der Natur. Du brauchst dafür keine Zuschauer. Auch wenn es schön ist, in der Gemeinschaft zu tanzen.
Die Natur sieht dir zu und nimmt die Schwingung deines Tanzes in sich auf.
Lasst uns aus der Winterstarre erwachen.
Aho!
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